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Opfer

                                 Manches Mal habe ich den Verdacht, dass wir mit unserem unentwegten, allumfassenden Verständnis bei unseren Klienten das Ende der Therapie unnötig hinauszögern oder , in Fällen, sogar das Gegenteil dessen bewirken , was wir dem Klienten wünschen. Anstatt ein selbstbestimmtes, bewusstes Leben zu fördern, verlängern wir, ohne es zu wollen, die Zeit der Abhängigkeit und Unselbständigkeit. Ja, natürlich, wir hämmern es unseren zukünftigen Therapeuten ein: Was du brauchst, ist erstens die Haltung und zweitens die Haltung und drittens die Haltung. Unsere Schüler und die Kollegen in der Supervision hören das . Sie verstehen: Du musst zugewandt sein, zuhören und auf den Klienten eingehen und sie handeln danach. Doch unversehens wird eine Masche daraus.. Das Mäntelchen des Verständnisvollen wird angelegt. Sie bemühen sich Achtung und Wertschätzung zu zeigen, aber einfühlsames Zuhören und Wertschätzen scheinen bereits alle Aufmerksamkeit zu absorb

Der innere Kompass und die Gesprächstherapie

Viele meiner Klienten kommen erst in die Praxis, nachdem etwas Einschneidendes in ihrem Leben geschehen ist. Unfall, Todesfall, der Partner hat sich getrennt, die Arbeitsstelle wurde überraschend gekündigt. Das Ereignis selbst ist schlimm und kaum auszuhalten, aber was dann hinterherkommt ist oft noch viel schlimmer: Die Einsicht, dass sie sich getäuscht haben, dass sie einer Illusion aufgesessen sind. Frank hatte all die Jahre geglaubt, er habe eine Anstellung auf Lebenszeit. Erst durch die Kündigung wurde ihm überhaupt klar, dass er die Überzeugung, „mein Arbeitsplatz ist sicher“, in sich getragen hatte. Jetzt hatte er keine Arbeit mehr und es wühlte in ihm der Ärger. Er warf sich selbst vor, naiv gewesen zu sein. „Wie blöd muss man sein, in diesem System irgendjemandem zu vertrauen?“ Jetzt ging es in seinem Kopf herum wie ein Mühlrad: Was hätte ich anders machen sollen, was hätte ich früher erkennen müssen etc. Das Karussell der Gefühle stand auch nicht mehr still. Wut, Has