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Was hat Carl Rogers in einer Gestaltausbildung zu suchen?

                                  Von Rajan Roth Gestalttherapeuten hören oft den Vorwurf, sie seien dominant, sie lenkten die Sitzung in ihre Richtung, kurz, sie seien manipulativ. Mag sein, dass der Vorwurf der Manipulation gelegentlich auf unsere Arbeit zutrifft. Ich sehe durchaus die Gefahr und deshalb ist es so wichtig, etwas in die Ausbildung einzubauen, was den zukünftigen Gestalttherapeuten hilft, in die Richtung des Klienten zu arbeiten und nicht in ihre eigene. Auf Film- und Tonbandaufzeichnungen hören wir Fritz Perls immer wieder sagen: Geh in Kontakt. Geh in Kontakt mit mir. Geh in Kontakt mit der Gruppe. Geh in Kontakt mit dir selbst. Es müsste doch genügen, dass Gestalttherapeuten diese Aufforderung auch an sich selbst richten, um dann mit sich selbst und dem Klienten in Kontakt zu sein. Dann dürfte er/sie auch den Moment nicht verpassen, in dem der Kontakt zwischen beiden abreißt. Oder früher noch: Der Therapeut, die Therapeutin, müsste wahrnehmen, dass es zwi

Fritz Perls und die perfekte Therapie

von Rajan Roth                                                                                                                                                                               Fritz Perls hat polarisiert. Er wurde vergöttert oder verteufelt. Kritiker schrieben: Milan Sreckovic  im Handbuch der Gestalttherapie: “Die radikale Ablehnung und Missachtung der ethischen Standards ebenso wie die Verachtung der bestehenden Konventionen und die radikale Verweigerung einer Differenzierung der privaten Person vom Beruf des Psychotherapeuten, die P. Goodman und F. Perls konsequent lebten – und dadurch haben sie eine unsägliche Tradition in der Gestalttherapie initiiert -  ist bei allem Respekt gegenüber kultur- und gesellschaftskritischem Freigeist und ebensolcher Unbestechlichkeit meiner Überzeugung nach unverantwortlich und unethisch, mit keiner Theorie oder politischen Weltanschauung begründbar und auch nicht mit mir bekannten gestalttherapeutischen Wertorientierungen zu vere

Rogers und Perls: Die Biographien im Vergleich

                                                  Fritz und Carl –                               eine Gegenüberstellung von Rajan Roth Zur Einstimmung zunächst einiges aus dem Leben von Fritz Perls, denn wer seine Biografie studiert, wird vieles über die Gestalt-Idee und die Gestalttherapie erfahren. Perls’ Lebensweg und sein Lebenswerk sind nicht voneinander zu trennen. Mir präsentiert sich die Gestalttherapie immer wie die geronnene Lebenserfahrung ihres Begründers. Das gleiche gilt auch für Carl Rogers. Wer seine Kindheit, Jugend und Studienzeit anschaut, wird auf alle wesentlichen Themen und Grundeinstellungen stoßen, die später in der klientenzentrierten Therapie ihre Ausformung und Ausformulierung fanden.  Fritz Perls und Carl Rogers waren Zeitgenossen. Perls lebte von 1893 bis 1970, Rogers von 1902 bis 1987. Rogers ist der Jüngere, dennoch machten sie etwa gleichzeitig, um 1940, mit neuen, bahnbrechenden Therapieformen von sich reden. Jahre später, 1961, wurden

Gruppe, eine Lebensaufgabe

Solange ich in meiner Klause sein konnte; war alles gut. Gut? Was sage ich? Alles war easy, alles ging leicht, ich war im Einklang mit Himmel und Erde und mir. Tatsächlich war die Klause eine von fünf palmblattgedeckten Lehmhütten, die hier für Besucher gebaut worden waren. Es gab eine Pritsche zum Schlafen, einen Tisch und einen Meditationssitz draußen unter dem vorgezogenen Dach. Die Naturtoilette befand sich einige Dutzend Meter weiter seitwärts auf dem ausgedehnten Gelände des Ashrams. Frischwasser zum Waschen und Trinken gab es weiter oben, dort wo sich Quellwasser in einem Steintrog sammelte. Ich stand mit der Sonne auf, drehte eine grosse Joggingrunde. Dann waschen an der Quelle, danach die erste Tasse Tee. Anschließend eine Stunde stilles Sitzen, eine Viertelstunde bewusstes Gehen und wieder Sitzen, bis das Mittagessen gebracht wurde. Vegetarische Kost, und obwohl indisch, nur mild gewürzt. Sie stellten das Essen auf den Tisch unter dem Vordach, gesprochen wurde nichts

Fritz Perls, die Erfahrung der Leere und weshalb wir unser Training "Living the Gestalt " nennen

Von Dr. Rajan Roth Das Therapieverständnis von Fritz Perls hat sich im Laufe seines Lebens mehrmals verändert. Obwohl er schon in den 20er Jahren den Philosophen und Künstlern näher stand als den Ärzten, war seine Sicht auf den Menschen am Beginn seiner beruflichen Karriere eher am schulmedizinischen Denken orientiert. Fritz Perls arbeitete als Psychiater und Neurologe und wurde erst im Verlaufe seiner eigenen Psychoanalyse mit dem Freudschen Denk- und Sprachgebrauch vertraut. Auch Freud war Mediziner und so war es für Fritz Perls eine deutliche Befreiung, als er sich nach 1936 von der Freudschen Lehrmeinung lösen und seinen eigenen Weg gehen konnte. Vor 1940 beabsichtigte er durch seine Veröffentlichung "Das Ich, der Hunger und die Aggression" die Psychoanalyse zu verbessern und zu bereichern. Nach dem Erscheinen des Buches wurde deutlich, dass er sich ganz von ihr abwenden musste. Es entstand eine neue, eigene Therapieform, die ab 1950 Gestalttherapie hieß.